GPS-gesteuerte Traktoren, der Einsatz von Drohnen zur Ernteüberwachung und automatisierte Tierhaltungssysteme, bei denen das Vieh durch Futterroboter versorgt wird, sind nur einige Beispiele für das steigende Digitalisierungslevel in der Landwirtschaft.
Während der Einsatz digitaler Systeme Zeitersparnis, körperliche Entlastung und eine umweltschonende Produktion ermöglicht, entstehen dadurch aber auch neue Risiken. Unzureichend geschützte Systeme bieten Einfallstore für Hackerangriffe oder sonstige Cyber-Attacken mit potenziell schweren wirtschaftlichen Folgen.
Obwohl in den Nachrichten immer wieder über Hackerangriffe auf landwirtschaftliche Erzeugungs- und Verarbeitungssysteme berichtet wird, ist das Bewusstsein für die aktuelle Cyber-Bedrohungslage in vielen Betrieben nach wie vor sehr gering.
Dieser Artikel bietet einen Überblick über die wichtigsten Cyber-Bedrohungen für die Landwirtschaft und erklärt, wie eine Cyberversicherung landwirtschaftliche Betriebe gegen digitale Risiken und die Folgen eines Cyber-Angriffs absichern kann.
Moderne landwirtschaftliche Betriebe sind verstärkt auf digitale Technologien angewiesen. Die folgenden Beispiele illustrieren die wachsende Abhängigkeit der Branche von digitalen Systemen und fortschrittlichen Technologien.
Precision Farming:
Hierunter fallen verschiedene digitale Verfahrenstechniken, die eingesetzt werden, um Felder zielgerichtet und effizient zu bewirtschaften, indem unterschiedliche Bodenzonen und Ertragsfähigkeiten innerhalb einer agrarischen Nutzfläche berücksichtigt werden.
GPS-gesteuerte Maschinen:
Moderne Traktoren oder Mähdräscher sind über GPS-Steuerung mit Computerprogrammen verbunden, die Fahrwege und Treibstoffverbrauch optimieren.
Einsatz von Drohnen:
Drohnen werden in der Landwirtschaft für verschiedene Aufgaben eingesetzt. Dazu gehören beispielsweise das Sprühen von Düngemitteln und die Überwachung der Ernte.
Autonome Landmaschinen:
Verschiedene Anbieter haben autonome Landmaschinen (z. B. Traktoren) entwickelt, die mit GPS-Technologie und Sensoren ausgestattet sind und Felder bearbeiten können, ohne dass sie von Menschen bedient werden müssen.
Automatisierte Tierhaltungssysteme:
Futterroboter und smarte Stallklimasteuerungssysteme tragen zum Tierwohl bei und erleichtern die Arbeit.
Quelle: Agrarheute.com
Da moderne landwirtschaftliche Betriebe verstärkt auf digitale Technologien angewiesen sind, werden sie auch zunehmend häufig Opfer von Cyber-Angriffen. Hier sind einige der wichtigsten Cyber-Bedrohungen für die Landwirtschaft im Überblick.
Cyber-Kriminelle können die Daten landwirtschaftlicher Betriebe verschlüsseln und ein Lösegeld für die Entschlüsselung und Freigabe der Daten verlangen. Wenn Landwirte keinen Zugriff mehr auf wichtige Daten wie Wetter-, Maschinen-, Ernte- oder die Gesundheitsdaten ihrer Nutztiere haben, kann das den Betrieb einschränken oder gar zum Erliegen bringen.
Erhalten Cyber-Kriminelle Zugriff auf wichtige Daten, können sie diese nicht nur verschlüsseln, sondern auch manipulieren. Die Manipulation von Daten wie Bewässerungsplänen oder Angaben zur Düngermenge kann zu Ernteverlusten und Produktionsproblemen und damit zu erheblichen Schäden für landwirtschaftliche Betriebe führen. Ein weiteres Beispiel ist die Manipulation der GPS-Daten von Landmaschinen und Drohnen, wodurch Angreifer die Position und Aktivität der Maschinen kontrollieren können, was ebenfalls Ernteverluste oder Umsatzeinbußen durch ineffiziente Ressourcennutzung bedeuten kann.
Datenschutzverletzungen sind auch für landwirtschaftliche Betriebe ein ernstzunehmendes Risiko. Angebote wie Ferien auf dem Bauernhof oder allgemein die Vermietung von Ferienwohnungen auf dem Gelände beinhalten die Verarbeitung von personenbezogenen Daten bei der Verwaltung der Buchungen. Werden diese Daten nicht ausreichend geschützt, können sich Unbefugte Zugriff verschaffen, was zu Datenschutzverstößen führen kann.
Neben Datenschutzverstößen und Datenmanipulation ist auch Datendiebstahl ein digitales Risiko, dem landwirtschaftliche Betriebe ausgesetzt sind. Vor allem große, umsatzstarke Betriebe sind ein attraktives Ziel für Angreifer, die versuchen, sensible betriebliche oder wirtschaftliche Daten (z. B. Informationen über Ernteerträge, Preisdaten oder Lieferantenverträge) zu stehlen. Werden diese Daten öffentlich, können dadurch erhebliche Wettbewerbsnachteile sowie Reputationsschäden entstehen.
Landwirtschaftliche Unternehmen, die in der Biotechnologie oder mit neuen, innovativen Anbaumethoden arbeiten, können zudem das Ziel von Spionageangriffen werden, bei denen aktuelle Forschungsdaten und Betriebsgeheimnisse gestohlen werden können.
Landwirtschaftliche Maschinen wie Traktoren, Mähdrescher und Drohnen arbeiten zunehmend automatisiert und vernetzt, was sie zu potenziellen Zielen von Hackerangriffen macht. Schaffen es Cyber-Kriminelle, die Kontrolle über diese Maschinen zu erhalten, können sie per Fernzugriff verheerende Schäden anrichten. Neben möglichen Sach- und Systemschäden an den Maschinen und den damit verbundenen Reparaturkosten kann es zu Betriebsunterbrechungen kommen, wenn die Maschinen nicht einsatzbereit sind.
Agrar-Management-Systeme (AMS) sind digitale Lösungen zur effizienten Verwaltung und Optimierung landwirtschaftlicher Betriebe. Da sie verschiedene Aspekte der landwirtschaftlichen Produktion integriert und zentralisiert steuern (z.B. Viehbestände, Ernteerträge oder Finanzdaten), sind sie für den Betrieb essenziell. Werden solche Systeme durch einen Hackerangriff lahmgelegt, sind sehr kostspielige Betriebsunterbrechungen die Folge.
Viele modern aufgestellte landwirtschaftliche Betriebe nutzen das Internet der Dinge (IoT) für die Überwachung und Steuerung von Systemen und Sensoren (z. B. Bewässerungssysteme, Temperaturkontrollen in Ställen oder Bodenfeuchtigkeitssensoren). Cyber-Kriminelle können diese Geräte hacken und so Betriebsstörungen auslösen, die im schlimmsten Fall sogar zu Ernteausfällen führen können. Der hohe Vernetzungsgrad zwischen verschiedenen IoT-Geräten führt dazu, dass die Auswirkungen solcher Angriffe sehr weitreichend sein können. Sobald sie einmal ins vernetzte System eingedrungen sind, haben Hacker weitreichende Zugriffe.
Cyber-Kriminelle können sich über einen Man-in-the-Middle-Angriff in die Kommunikation zwischen landwirtschaftlichen Betrieben und ihren Lieferanten und Geschäftspartnern einklinken, Rechnungen abfangen und diese manipulieren, indem sie beispielsweise die Bankverbindung verändern, und die manipulierte Rechnung an den Empfänger weiterleiten. Solche Cyber-Attacken können zu finanziellen Verlusten und Liquiditätsengpässen für den Betrieb führen.
Supply-Chain-Angriffe stellen für landwirtschaftliche Betriebe eine ernste Bedrohung dar. Angriffe auf kleinere Zulieferer oder andere Akteure der Lieferkette können dazu führen, dass landwirtschaftliche Betriebe nicht rechtzeitig mit Saatgut, Düngemitteln oder anderen wichtigen Betriebsmitteln versorgt werden, die sie brauchen, um ihre Ernte zu garantieren. Ein weiteres mögliches Szenario ist ein Angriff auf eine Molkerei, der dazu führt, dass die Milch nicht mehr bei den kooperierenden Landwirten abgeholt werden kann.
Phishing und andere Arten von Social Engineering gehören aktuell zu den größten Cyber-Bedrohungen, auch für die Landwirtschaft. Cyber-Kriminelle können sich beispielsweise als Geschäftspartner oder Lieferanten ausgeben und gefälschte Rechnungen senden. Durch gezielte Phishing-E-Mails können sie außerdem versuchen, Zugangsdaten zu Agrar-Management-Systemen oder anderen wichtigen Systemen zu stehlen, um so Zugriff auf vertrauliche Betriebsdaten zu erhalten.
Dass es sich bei den beschriebenen Bedrohungen nicht nur um Eventualitäten handelt, sondern dass solche Szenarien tatsächlich eintreten können, zeigen die folgenden Beispiele aus den Medien.
Der gehackte Melkroboter:
Im August 2024 wurde ein Milchviehhalter in der Schweiz Opfer eines Ransomware-Angriffs, bei dem Hacker die Daten des Melkroboters des Landwirts verschlüsselten und für die Freigabe 10.000 Dollar forderten. Der Landwirt kam der Forderung der Hacker nicht nach und nutzte den Melkroboter ohne die üblicherweise verfügbaren Melk- und Vitaldaten der Kühe. Ohne die Daten konnte der Milchviehhalter den Gesundheitszustand seiner Kühe nicht mehr überwachen. In der Folge starb eine Kuh und ihr noch ungeborenes Kalb.
Sicherheitslücken in John-Deere-Traktoren:
Im Jahr 2022 nutzte ein Hacker Schwachstellen in der Software von zwei Traktormodellen von John Deere, um sich Zugriff auf die Maschinen zu verschaffen und vom Hersteller standardmäßig gesperrte Funktionen aufzuheben und die vollständige Kontrolle auf die Maschinen zu erlangen. Die Entdeckung offenbarte grundlegende Sicherheitslücken in den Geräten des US-amerikanischen Landwirtschaftsmaschinenherstellers.
Diese Beispiele für Cyber-Angriffe auf die Landwirtschaft zeigen, dass auch Agrarbetriebe ihre Cyber-Sicherheitsmaßnahmen verstärken müssen, um sich vor den zunehmenden digitalen Risiken zu schützen. Hier sind einige Cyber-Sicherheitstipps speziell für die Landwirtschaft.
Regelmäßige Sicherheitsupdates:
Um zu verhindern, dass Cyber-Kriminelle sich Zugang auf die Betriebssysteme von landwirtschaftlichen Maschinen verschaffen, sollten Software und Systeme regelmäßig geupdatet werden, um die neuesten Sicherheitspatches des Herstellers einzuspielen.
Sichere Backups:
Auch für landwirtschaftliche Betriebe ist es wichtig, ihre Daten regelmäßig und vor allem physisch vom Hauptnetzwerk getrennt zu sichern. Das erleichtert die Datenwiederherstellung im Falle eines Ransomware-Angriffs.
Firewalls und Antivirensoftware:
Grundlegende Sicherheitsvorrichtungen wie ein Antivirenprogramm und eine Firewall sollten auf jedem im Betrieb genutzten Gerät eingerichtet sein, um einen grundlegenden Schutz zu gewährleisten.
Beratungsangebote nutzen:
Je nach Digitalisierungslevel ihres Betriebs sollten sich Landwirte von IT-Sicherheitsexperten beraten lassen, um passende Schutzmaßnahmen für ihren Betrieb zu identifizieren und zu implementieren.
Zusätzlich zur Umsetzung grundlegender Cyber-Sicherheitsmaßnahmen empfiehlt sich für landwirtschaftliche Betriebe der Abschluss einer Cyberversicherung. Eine Cyberversicherung schützt Landwirtschaftsunternehmen vor den finanziellen Schäden eines Cyber-Angriffs und anderen digitalen Risiken und hilft ihnen, im Schadensfall schnellstmöglich zum Normalbetrieb zurückzukehren.
Eine Cyberrisikoversicherung kann eine Vielzahl von Schäden versichern. Für landwirtschaftliche Betriebe kann eine Cyber-Police beispielsweise die folgenden Schäden abdecken:
Punktuell kann es zu Überschneidungen zwischen einer Cyberversicherung und anderen betrieblichen Versicherungen kommen. Bei landwirtschaftlichen Betrieben können verschiedene Cyber-Risiken und -Schäden bereits teilweise durch die folgenden Versicherungen abgedeckt sein.
Bestehen mehrere Versicherungen, die das gleiche Risiko abdecken, kann es passieren, dass die Versicherungen im Schadensfall aufeinander verweisen und sich weigern, für den Schaden aufzukommen. Bei vielen Cyberversicherungen gilt hingegen das Prinzip der vorrangigen Deckung. Das bedeutet, dass die Cyberversicherung als vorrangige Versicherung im Schadensfall direkt greift, unabhängig davon, ob der Versicherungsfall auch unter einem anderen Versicherungsvertrag mitversichert wäre.
Der steigende Digitalisierungsgrad der Landwirtschaft führt dazu, dass die Branche sich zunehmend im Visier von Cyber-Kriminellen sieht. Der Abschluss einer Cyberversicherung ist für moderne Agrarbetriebe essenziell, um sich gegen digitale Risiken und Cyber-Schäden abzusichern, die existenzbedrohende Ausmaße annehmen können.
Um eine teure Doppelversicherung zu vermeiden und eine passgenaue Absicherung zu gewährleisten, sollten landwirtschaftliche Betriebe sich vor dem Abschluss einer Cyberversicherung umfassend beraten lassen. Ein Spezialmakler wie CyberDirekt kann landwirtschaftlichen Betrieben helfen, eine passende Versicherung zu finden, die auf ihr individuelles Risikoprofil abgestimmt ist und umfassenden Schutz zu guten Konditionen bietet.
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