Dass sich der Cyberversicherungs-Markt in den letzten Jahren verhärtet hat, ist nur schwer zu übersehen. Während in den frühen Jahren der starke Wettbewerb in dem jungen Feld für einen Überschuss an Deckung, immer niedrigere Prämien und eine immer größere Versicherungsbereitschaft der Versicherer sorgte, sind Anbieter aktuell wesentlich wählerischer bei der Auswahl der Unternehmen, die sie versichern, und verlangen ein Vielfaches der damaligen Beiträge.

Angesichts rapide steigender Prämien und sinkender Deckungssummen sehen sich Makler:innen aktuell häufig mit der Frage konfrontiert, warum zunehmend mehr für weniger Versicherungsschutz gezahlt werden müsse. Als vertrauenswürdige/r Vermittler:in ist es notwendig hierfür ein Verständnis vermitteln zu können, um nicht die Schlussfolgerung zuzulassen, dass schlicht nicht die besten Policen für das Unternehmen gefunden worden sind. 

Verschiedene Faktoren sind hierbei zu betrachten:

Homeoffice / Remote Work

Kein Geheimnis ist, dass die Pandemie für eine enorme Verbreitung des sogenannten „Homeoffice“, also dem Arbeiten von zuhause, gesorgt hat. Die damit verbundene Nutzung von Heimnetzwerke und privaten Geräten zur Übertragung geschäftlicher Daten stellt für die Datensicherheit eine große Herausforderung dar und vergrößert die Angriffsfläche des Unternehmens.

Wenn Mitarbeitende im Unternehmen arbeiten, stellen sie in der Regel eine Verbindung zum gesicherten Firmennetzwerk her, verbinden sich mit Systemen vor Ort, nutzen Firmenhardware und haben so eine sichere Verbindung zu Unternehmensressourcen. 

Die Arbeit von zu Hause bietet diese Sicherheit in der Regel nicht. Außerhalb des Unternehmens nutzen Mitarbeitende vielfach öffentliche Netzwerke, verfügen über eine Netzwerksicherheit auf Verbraucherniveau und machen eventuell vermeidbare Fehler, die zu einem Cyberangriff führen können.

Ransomware-Angriffe

Durch die Arbeit von zu Hause und die zunehmende Abhängigkeit von Online-Systemen für wichtige Arbeitsprozesse sind Ransomware-Angriffe ein größeres Risiko denn je. Nicht nur ihre Quantität, sondern auch die Summe der Lösegeldforderungen nehmen zu. Die durchschnittliche Ransomware-Zahlung hat sich laut GRC World Forum, von ca. 312.000 € im Jahr 2020 auf gut 555.000 € im Jahr 2021, fast verdoppelt.

Wenn das durchschnittliche Unternehmen also eine höhere Wahrscheinlichkeit hat, Ziel eines Ransomware-Angriffs zu werden, sowie die damit verbundenen Kosten höher zu erwarten sind, müssen die Versicherungsanbieter:innen ihre Prämien erhöhen, um das Geschäft für die versicherte Gemeinschaft nachhaltig betreiben zu können.

Dies gilt natürlich nicht nur für Fälle von Ransomware-Angriffen, sondern für Cyberkriminalität insgesamt. 146.363 gemeldete Fälle verzeichnete das Bundeskriminalamt allein im vergangenen Jahr. Das sind im Schnitt über 400 gemeldete Straftaten am Tag bei einer zusätzlichen riesigen Dunkelziffer.

Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass Anbieter:innen von Cyber-Versicherungen in der Vergangenheit alles daran gesetzt, ihren Kundenkreis zu erweitern, indem sie hohen Versicherungsschutz zu niedrigere Prämien anboten. Während dies viele Unternehmen anlockte und dazu beitrug, die Cyber-Versicherungsbranche zu etablieren, müssen Versicherer heute erkennen, dass sich die Risikolage so stark verändert hat, dass eine Anpassung notwendig geworden ist. Die Verluste als Konsequenz Ihrer mutigen Zeichnungspolitik werden nun zum Teil ausgeglichen. Das sorgt für eine Erhöhung der Tarife und strengere Forderungen in den Risikofragen und Obliegenheiten. Für Unternehmen, die eine Versicherung abschließen wollen, sind gewisse Cybersicherheitsmaßnahmen daher jetzt Voraussetzung, um einen umfassenden Versicherungsschutz erhalten zu können.

Ein junger Versicherungsmarkt wie der der Cyberversicherung zeigt sich von zwei Seiten

Einerseits starkes und schnelles Wachstum: Während Digitalisierung und Cyberkriminalitätsraten zügig voranschreiten, erkennen Unternehmen die Notwendigkeit sich hiergegen abzusichern. Andererseits eine hohe Lernkurve, an der alle Beteiligten teilhaben müssen:

Betriebe müssen weitere Schutz- und Vorbeugungsmaßnahmen treffen. Für Makler:innen ist dagegen wichtig das Risiko Ihrer Kund:innen in dieser zunehmend riskanten Cyber-Umgebung und dem sich wandelnden Versicherungsmarkt genau zu verstehen. Gemeinsam können wir uns besser wappnen, um Schaden zu verhindern.

Unter dem Strich bleibt: Eine gewissenhafte Risikobewertung ist der Schlüssel zur optimalen Cyber-Police.